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Artikel des Monats September 2018

Artikel des Monats September 2018

vorgestellt von PD Dr. med. Friederike Siedentopf

Holly R. Harris, Friedrich Wieser, Allison F. Vitonis,Janet Rich-Edwards, Renée Boynton-Jarrett, Elizabeth R. Bertone-Johnson, Stacey A. Missmer.

Early life abuse and risk of endometriosis

Human Reproduction, Vol.33, No.9 pp. 1657–1668, 2018

In dem Artikel wird der mögliche Zusammenhang zwischen physischem und sexuellem Missbrauch in der Kindheit und dem Risiko der Erkrankung an Endometriose untersucht. Grundlage ist die Tatsache, dass es Studienergebnisse gibt, die eine mögliche Assoziation von chronischem Unterbauchschmerz und physischem und sexuellen Missbrauch berichten. Bislang hat jedoch nur eine Studie sich mit dem Endometrioserisiko in diesem Patientinnenkollektiv befasst, dort fand sich keine Assoziation mit einer Missbrauchsanamnese (Schliep et al. 2016).

Methodisch handelt es sich um eine  prospektive Kohortenstudie, die Daten von 60 595 prämenopausalen Frauen zwischen 1989 und 2013 als Teil der Nurses’ Health Study II analysiert hat.

Die Teilnehmerinnen komplettierten den Violence victimization questionnaire in 2001. Ein Studieneinschluss erfolgte nur bei laparoskopisch bestätigter Endometriose. Es erfolgte dann die statistische Evaluation der Daten. In der Studienpopulation fanden sich 3394 Fälle von laparoskopisch bestätigter Endometriose im Rahmen des 24-jährigem Follow-up. Verglichen mit denjenigen Frauen, die keine Vorgeschichte von sexuellem oder physischem Missbrauch hatten, war das Risiko an Endometriose zu erkranken höher, bei schwerem körperlichen Missbrauch RR = 1.20; 95% CI = 1.06, 1.37 und bei schwerem sexuellem Missbrauch RR = 1.49; 95% CI = 1.24, 1.79. Es bestand ein um 79% erhöhtes Risiko für Frauen die schweren, chronischen Missbrauch verschiedenster Art berichteten (95% CI = 1.44, 2.22). Die Assoziationen zwischen Missbrauch und Endometriose waren ausgeprägter bei Frauen mit Infertilität, in dieser Gruppe war es auch wahrscheinlicher, dass die betroffenen Frauen unter einer zusätzlichen Schmerzsymptomatik litten

Tatsächlich fand sich in dieser prospektiven Kohortenstudie ein erhöhtes Endometrioserisiko bei Frauen mit sexuellem und physischen Missbrauch in der Kindheit. Je chronischer und schwerer der berichtete Missbrauch war  und wenn eine Akkumulation von verschiedenen Arten des Missbrauchs bestand, umso größer war das Endometrioserisiko. Als Limitationen sowie als Gründe für die vorsichtige Interpretation der Daten geben die Autoren einerseits einen Selbstauskunftsbias an, der natürlich eine falsche Klassifikation der Patientinnen zur Folge haben könnte sowie eine Schwierigkeit, die Patientinnen zu erreichen, die vor 2001 diagnostiziert wurden.

Aus meiner Sicht handelt es sich um eine interessante Arbeit, die versucht, sich an die schwierige Thematik von  psychischen Kofaktoren und den Entstehungsmechanismen für organische Erkrankungen anzunähern, im konkreten Fall geht es darum, die  Beziehung zwischen den biologischen Auswirkungen von Missbrauch und den Entstehungsmechanismen der Endometriose  besser zu verstehen.

Friederike Siedentopf, September 2018

PD. Dr. med. Friederike Siedentopf

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